Die Tage werden wärmer, der Schnee schmilzt nun auch in höher gelegenen Gebieten und Flora und Fauna erwachen aus ihrem Winterschlaf. Kurz gesagt: Der Frühling ist da und zieht Bergsportler zu ersten Aktivitäten ins Gelände. Dabei gibt es zahlreiche Risikofaktoren, die im Rahmen der ersten Frühjahrstouren zu beachten sind.
Der Österreichische Alpenverein macht auf diese Gefahrenquellen aufmerksam und entgegnet ihnen mit Empfehlungen und Sicherheitstipps sowie der Videokampagne zum Thema „Sicher Bergwandern“.
Körperliche Fitness & Ausrüstungs-Check
Grundvoraussetzung ist die eigene körperliche Fitness und eine realistische Selbsteinschätzung. „Wandern in den Bergen hat positive Effekte auf die Gesundheit. Allerdings sollte nur auf Tour gehen, wer fit und vor allem gesund ist. Besonders das Risiko eines Herzkreislauf-Versagens ist bei männlichen Sportlern über 40 erhöht,“ weiß Michael Larcher, Leiter der Bergsport-Abteilung im Österreichischen Alpenverein. Auch das regelmäßige Überprüfen der Ausrüstung ist eine wichtige Voraussetzung für Bergsportler. Kletterer und Klettersteigfans sollten vor dem ersten Einstieg am Fels ihre Sicherheitsausrüstung mittels einer Funktions- und Sicht-Kontrolle überprüfen“, betont Larcher.
Auch Wanderer sollen laut Alpenverein auf die Bergtauglichkeit ihrer Ausrüstung achten. „Das passende Schuhwerk mit rutschfester Profilsohle ist natürlich ebenfalls eine Grundvoraussetzung für eine sichere Tour“, erklärt Michael Larcher. „Nie vergessen sollten Bergsportler auch ihr Mobiltelefon, ein Erste-Hilfe-Set sowie einen entsprechenden Kälte-, Regen- und Sonnenschutz. In den Rucksack gehört auch ausreichend zu Trinken.“ Weiters empfiehlt Larcher die Mitnahme einer Alu-Rettungsdecke sowie sogenannter Spikes, das sind Schneeketten für die Bergschuhe. Karten und entsprechende GPS-Systeme können ebenfalls hilfreich sein. Bei längeren Bergtouren ist ein Biwaksack nützlich.
Realistische Einschätzung
Die Einschätzung des eigenen Know-hows im Gelände ist neben einer gewissenhaften Tourenplanung eine weitere Basis für ein sicheres Bergerlebnis. Michael Larcher weiß: „Leider wird das eigene Können oft überschätzt. Eine Überforderung mit der jeweiligen Situation am Berg kann schlimme Auswirkungen haben, wie wir auch kürzlich wieder am Beispiel der 99-köpfigen Schülergruppe im Kleinwalsertal gesehen haben. Deshalb ist es essentiell, ehrlich zu sich selbst zu sein und die eigenen Grenzen zu kennen sowie die Wegeschwierigkeiten zu verstehen.“
Betonen möchte der Alpenverein besonders die Wichtigkeit der Tourenplanung. „Sich auf Tourenempfehlungen in den Sozialen Medien zu verlassen ist naiv und reicht für eine seriöse Risikobewertung nicht aus. Die Feierabendrunde des einen kann eine Ganztagesunternehmung für einen anderen darstellen“, weiß Michael Larcher. Auch Open-Data-Kartenmaterial oder Google Maps, wo häufig auch aufgelassene Wege verzeichnet sind, reicht für eine gewissenhafte Tourenplanung nicht aus. Besser ist es, auf hochwertiges Kartenmaterial wie die bewährten Alpenvereins-Karten (analog oder in digitaler Form via die App alpenvereinaktiv.com) zurückzugreifen. Vertrauenswürdige Informationsquellen für Tourenbeschreibungen sind gut recherchierte Wanderführer oder Tourenportale mit ausführlicher und verifizierter Tourenbeschreibung (z. B. alpenvereinaktiv.com).
Tourenplanjung mit fünf Fingern
Eine gute und einfache Möglichkeit der Risikoabschätzung ist die „Tourenplanung mit fünf Fingern“:
- Tour: Passt die Tour zum Können? (Länge, Schwierigkeit, Ausgesetzheit, Höhenmeter, Gehzeit)
- Gruppe: Mit wem sind wir unterwegs?
- Aktuelle Verhältnisse: Altschneefelder, Wegsperren?
- Wetter: Gewitterneigung, Kaltfront, Hitze?
- Ausrüstung: Schutz vor Regen, Wind und Kälte, Sonnenschutz, genug zu Trinken, Notfallausrüstung (Handy, Erste Hilfe-Paket, Biwaksack, Stirnlanmpe)?
Vorsicht, Altschneefelder
Auch wenn der meiste Schnee in den Tälern bereits grünen Frühlingswiesen Platz gemacht hat, so sollten Bergsport-Begeisterte diesen in den Bergen nicht unterschätzen. Auch wenn der letzte Winter relativ schneearm war, können sich Altschneefelder trotzdem in hohen Lagen bis in den Sommer hinein halten. So empfiehlt der Alpenverein sich im Vorfeld über die aktuelle Schnee- und Lawinenlage zu informieren und diese Infos bei der Tourenplanung und Ausrüstungsauswahl zu beachten.
Beim Wandern in höheren Lagen ist auch beim Überqueren von Altschnee-Feldern besondere Vorsicht geboten. Ein Abrutschen auf der hartgefrorenen Schneedecke an steilen Berghängen kann schwerwiegende Folgen für Wanderer haben. Einmal gestürzt, erreicht man rasch eine hohe Geschwindigkeit, die das selbstständige Abbremsen so gut wie unmöglich macht. „Das Überqueren von steilen, harten Schneefeldern sollte möglichst vermieden werden. Ist dies nicht möglich, so sollten Altschnee-Felder nur mit Spikes und nur dann überquert werden, wenn die Oberschicht der Schneedecke zumindest 10 cm aufgeweicht ist“, erklärt Michael Larcher. Kommt es trotzdem zu einem Sturz, dann sollte sich der Gestürzte schnellstmöglich in die Bauchlage drehen und versuchen, in der Liegestützposition mit Armen und Beinen zu bremsen. Schnelles Handeln kann in dieser Situation Leben retten – wie das genau funktioniert wird in diesem Video anschaulich demonstriert.
Tourenplanung leicht gemacht!
Oft ist es nicht einfach, die passende Tour zu den aktuellen Verhältnissen am Berg auszuwählen. Um eine selbstständige Touren-Auswahl für verschiedene Bergaktivitäten zu erleichtern, können Berg-Begeisterte die Plattform www.alpenvereinaktiv.com und die dazugehörige App des Österreichischen Alpenvereins nutzen.
Videoserie: Sicher Bergwandern des Österreichischen Alpenvereins
Die Videoserie „Sicher Bergwandern“ beschäftigt sich auf humoristische wie lehrreiche Weise mit den Herausforderungen des Wanderns, von der Planung und Ausrüstung bis zur Trittsicherheit und dem Wandern mit Kindern.